Bild: Jens Schulze

Newsletter vor den Sommerferien

30. Juni 2023

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleg*innen,

die Seelen von Kindern und Jugendlichen brauchen mehr als Rechnen, Schreiben, Lesen! Diesen Satz möchte ich allen entgegenhalten, die gerade wieder über die Frage diskutieren, auf welche Fächer es in den Schulen eigentlich ankommt.

Die neue IGLU-Studie ist beunruhigend; sie besagt, dass ein Viertel aller Grundschulkinder am Ende der 4. Klasse nicht die zu erwartenden Lesestandards erreicht. Und in der Tat ist zu befürchten, dass damit schon entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt sein könnten. Wer nicht sinnentnehmend lesen kann, hat deutlich schlechtere Karten auf dem Arbeitsmarkt, ist für den Erwerb von Informationen auf andere angewiesen und deshalb vielleicht empfänglicher für einfache Lösungen.

Dennoch bleibe ich dabei, dass eine Kinderseele mehr braucht als das Einüben von Lese-, Schreib- oder Rechenkompetenzen. Und das besonders in diesen Zeiten, in denen Worte wie „Krise“ oder „Zeitenwende“ schnell in aller Munde sind. Gerade jetzt sind Schulfächer unverzichtbar, die helfen, mit solchen Begriffen umzugehen und sich den Ängsten zu stellen, die damit verbunden sind, und vor allem nach Lösungen zur Überwindung von Krisen zu suchen.

Ein solches Schulfach ist Religion, egal ob es als evangelischer, als katholischer, als konfessionell-kooperativer oder demnächst vielleicht als christlicher Religionsunterricht oder auch als Unterricht einer anderen Religion erteilt wird. Immer geht es in diesem Unterricht um das, was Halt und Hoffnung gibt. Es geht darum herausfinden, was Menschen in Geschichte und Gegenwart in ihrem Leben getragen hat und was auch die Schüler*innen tragen kann. Und nebenbei, davon bin ich überzeugt, werden auch in Religion die Fähigkeiten der Kinder im Lesen und Schreiben gefördert, weil immer wieder mit Texten gearbeitet wird.

Ein Gedanke ist mir noch zum Stichwort Krise wichtig: Auch Schule selbst ist gegenwärtig ein System in der Krise. Sie als Lehrkräfte arbeiten in einem belasteten System, das erfahren Sie vermutlich tagtäglich am eigenen Leib. Es herrscht Lehrkräftemangel, und auch wenn das je nach Region und Schulform schwanken kann – spürbar ist er überall. Hinzu kommen hohe Krankenstände und die Herausforderungen des Schulalltags: Mehr als 20.000 Kinder aus der Ukraine sind in unsere Schulen in Niedersachsen gekommen, geprägt von den Erfahrungen von Krieg und Vertreibung. Viele junge Menschen sind zudem durch die Coronazeit beeinflusst, gelegentlich sogar gezeichnet. Mag die niedersächsische Corona-Verordnung seit dem 1. März außer Kraft sein, die Folgen dieser Pandemie sind in den Schulen noch deutlich spürbar.

Doch zeigt die Erfahrung, dass in all dem und trotzdem richtig gute Schule gemacht wird – genauer, dass Sie richtig gute Schule machen. Manchmal mit weniger Ressourcen, als Sie gerne hätten, mit weniger Menschen als eigentlich nötig – aber mit diesem „weniger“ machen Sie dennoch „mehr“ Schule. Sie ermöglichen Ihren Schüler*innen neue Erfahrungen, Sie initiieren Projekte, sind kreativ und machen Schule zu einem lebenswerten Ort. Das beeindruckt mich und uns alle in der Bildungsabteilung: Herzlichen Dank dafür und unseren hohen Respekt. Danke, dass Sie sich engagieren. Danke, dass Sie sich mit all Ihren Begabungen für Ihre Schüler*innen und für Ihre Schulen so einsetzen.

Dem Paulusschüler Timotheus wird zugesprochen:  Ich erinnere dich daran, dass du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2Tim 1,6–7) Diesen Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit wünschen wir Ihnen nicht nur in diesen besonderen Zeiten.

Und im Namen der Mitarbeiter*innen der Bildungsabteilung: von ganzem Herzen „Schöne und erholsame Ferien!“

Ihre
Kerstin Gäfgen-Track