Bild: Jens Schulze

Motivationsspritze aus Berlin

16. März 2021

Konstantin Kuhle (FDP), Mitglied des Deutschen Bundestages, per Live-Schalte in der Paul-Gerhardt-Schule in Dassel

Corona hat in den Schulen vieles verhindert, jedoch auch möglich gemacht. Konstantin Kuhle war als ehemaliger PGS-Schüler und Schirmherr des schulinternen Wettbewerbs Jugend debattiert im Winter mehrfach vergeblich zu einer Podiumsdiskussion nach Dassel eingeladen worden. Aufgrund der aktuellen Corona-Lage wurden digitale Alternativen überlegt. So kam auf Initiative der stellvertretenden Schulleiterin, Monika Fahrenbach, die Idee auf, eine Videokonferenz zu gestalten und in Form eines Podcast möglichst vielen eine Botschaft zukommen zu lassen.

In seinem Podcast griff Kuhle die aktuelle Frage nach den Grenzen der Meinungsfreiheit auf, welche in der vergangenen Zeit gehäuft  Anlass hatte, in den Medien und Schulen diskutiert zu werden. Der 13er Kurs von Lehrerin Janina Ludewig kam als „Leistungskurs Politik“ in den Genuss der Live-Schaltung per Videokonferenz. Kuhle, der den Ausschüssen für Inneres und Heimat sowie für Europa angehört, konnte aus seinem Berliner Alltag und seinen Arbeitsschwerpunkten berichten. Besonderes Anliegen war ihm, die Schüler*innen zu motivieren, an den im September anstehenden Bundestags- und Kommunalwahlen teilzunehmen. Dass es für Erstwähler oft schwierig sei, sich für eine Partei zu entscheiden, konnte er gut nachvollziehen.

Er zeigte am Beispiel seiner eigenen politischen Entwicklung, wie sich der Prozess der Meinungsbildung bei ihm selbst gestaltet. „Manchmal habe ich auch noch keine Meinung zu einem Thema. Das fällt mir zum Beispiel auch erst auf, wenn mich ein Journalist fragt. Dem sage ich dann ‚Damit habe ich mich noch nicht befasst. Könnten Sie nächste Woche noch mal nachfragen?‘ Es ist völlig okay und normal, nicht von allen Themen Ahnung oder eine Meinung zu haben.“

Als besonders gut informiert zeigte sich Kuhle im Bereich von Analysen zum politischen Partizipationsverhalten. Hier machte er deutlich, dass Parteien sich mehr den Realitäten der Wählerinnen und Wählern stellen und ihre Wahlkampagnen entsprechend anpassen müssten. „Wer geht denn samstagsmorgens auf den Markt und hat Interesse, an einem Wahlkampf-Stand einer Partei anzuhalten und sich auf ein Gespräch einzulassen? Das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt der Gesellschaft.”

Viel Verständnis zeigte er für die momentane Situation der Abiturient*innen: Es sei die Zeit, in der man eigentlich dauernd irgendwo Party mache und genau das ginge nun nicht. Sein Tipp: „Holt es nach!“ Wer jetzt noch unsicher sei, was er nach dem Abi machen wolle, sein Studium lieber noch etwas aufschiebe und stattdessen vielleicht einen Freiwilligendienst absolviere oder irgendwo jobbe – das sei aus Sicht von späteren Personalchefs völlig egal. Es sei bei vielen Schulabgänger*innen ein Irrglaube anzunehmen, dass der unmittelbare Start in Studium oder Beruf nach Abschluss der Schule der einzig richtige und akzeptierte Weg sei. Es würde später niemanden mehr interessieren, ob man unmittelbar in den Beruf starte.

Entscheidend für eine Einstellung in einem Betrieb sei, „dass jemand gut drauf ist, begeistert ist und begeistern kann für die Sache, an der man arbeitet und dass man Erfahrungen in verschiedenen Bereichen hat.“ Man stelle sich bei einem Bewerber vor allem die Frage, was für ein Mensch er ist. Abschließend empfahl er „Nehmt euch Zeit! Macht euch einen Plan und stellt euch darauf ein, dass er sich noch mindestens viermal ändert wegen Corona! Habt Mut und bleibt motiviert!“

Die Schüler*innen nahmen die kleine Motivationsspritze und den Appell an Selbstbestimmung und Realitätssinn sowie die Fülle an Informationen aus dem Arbeitsalltag eines Bundestagsabgeordneten sehr interessiert und dankbar auf.

Text: Monika Fahrenbach