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EGN will keine "Schicki-Micki-Schule" sein

07. November 2018

Zehn Jahre Evangelisches Gymnasium Nordhorn

Grafschafter Nachrichten, 7.11.2018 von David Hausfeld

Zehn Jahre, das ist ja nur ein "Kindergeburtstag" - ein Satz, der am Montagnachmittag öfter in der Schulaula fällt. Feiern wollen die EGN-Verantwortlichen den Geburtstag, der sich eigentlich bereits im August jährte, dennoch und haben sich dafür ein unkonventionelles Konzept überlegt: Tatsächlich ein wenig wie bei einem Kindergeburtstag sitzen die 125 Gäste in mehreren Stuhlkreisen mit Schokolinsen vor und bunten Wimpeln über sich. Auf einer Leinwand läuft eine Diaschau aus einer Dekade EGN. Ein klassisches Rednerpult gibt es ebenso wenig wie vorbereitete Grußworte. Stattdessen führt GN-Redakteur Rolf Masselink als Moderator durch den Nachmittag und bittet im Wechsel ausgewählte Gäste zum Interview oder regt die Gäste in ihren Stuhlkreisen zu Unterhaltungen an. Dabei scheut er sich nicht, seinen Interviewpartnern auch unbequeme Fragen zu stellen.

"Kethorn: 'Zweites Gymnasium unverantwortbar'" - so lautet eine GN-Überschrift vor dem Bau des EGN, mit der Masselink den Grafschafter Landrat Friedrich Kethorn konfrontiert. Damals ging es um die Diskussion, ob das bestehende Nordhorner Gymnasium erweitert oder ein zweiter Standort eröffnet wird. War Kethorn damals gagegen? Journalisten reißen Zitate gerne aus dem Kontext, lautet die Anwort des Landrates. Er habe sich für eine "Schulpolitik mit Augenmaß" eingesetzt und sei immer für ein zweites Gymnasium gewesen. Wann wird denn die neue Sporthalle endlich fertig? Diese Frage soll Architekt Gerold Potgeter beantworten, immerhin war die Eröffnung einer neuen EGN-Sportstätte zum Schulstart 2018/2019 geplant. Wegen der hohen Auslastungen im Baugewerbe habe sich der Bau verzögert, erklärt er. Möglicherweise zu den Halbjahreszeugnissen Ende Januar könnte die Halle fertig siein, wagt Potgeter eine vorsichtige Prognose.

Die Sporthalle ist nicht die einzige Erweiterung der letzen Jahre. Neben einem geteilten Gebäude mit der Volkshochschule (VHS) - laut VHS-Direktor Tobias Pischel de Ascensao ein gute Nachbarschaft - wurde die Schule bereits für den Ganztagsbetrieb ausgebaut. Geht es nach Schulleiterin Obst, dürten noch weiter Anbauten folgen, etwa ein Neubau für die fünften Klassen mit einer pädagogischen Architektur. Der jetzige Bau erinnere sie eher an einen "Schukarton". 672 Schüer beheimatet das EGN aktuell. Die Nachfrage nach einem Platz an der Schule ist laut Obst aber höher. "Ich finde es dramatisch, dass wir Kinder und Eltern wegschicken müssen", sagt sie. Nach zehn Jahren sei es an der Zeit, Gespräche über einen vierten Klassenzug zu führen. Ist das EGN nur eine "Schicki-Micki-Schule" für "Gutbetuchte"? möchte Masselink wissen. Laut Obst ist das nur ein Vorurteil: "Ich glabue nicht, dass es ein anderes Gymnasium gibt, an dem so viele nicht-bildungsbürgerliche Schichten vertreten sind".

Bei allen Fragen bleibt auch genug Raum für Lob und Nostalgie. Musiklehrer Thomas Hann erinnert sich an die Aufregung zur Schuleröffnung. "Als wir anfingen, war hier eine Wiese, und auf einmal waren da Schüler", sagt er und wünscht der Schule, ihren Anfänger- und Pioniergeist zu erhalten. Oberalndekirchenrätin im Landeskirchenamt Hannover, Dr. Kerstin Gäfgen-Track, lobt derweil die Innovationsfreudigkeit der Schule. Die Frage "Was kann ich machen, um Schule besser zu machen", sei immer Thema. "Wir wollen uns weiterentwickeln", sagt Christoph Gastler, stellvertretender Schulleiter des EGN. Das sein auch der Grund für das ungewöhlnliche Konzept der Feier: "Wir wollen eine Außensicht auf unserer Schule". Statt einer "Veranstaltung von vorne" sollten die Gäste miteinander reden.