Inklusion

Bild: Jens Schulze

Christen und Muslime in der Schule

Nachricht 23. März 2014

Auszug aus dem Vortrag von Prof. Wolfgang Reinbold, Beauftragter für Kirche und Islam in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Haus kirchlicher Dienste.

Islamischer Religionsunterricht und Religionspädagogik

"Sie wissen, dass in Niedersachsen zurzeit über einen Staatsvertrag verhandelt wird, und zwar zwischen den beiden muslimischen Landesverbänden „Schura“ und „DITIB“ sowie dem Bundesverband der Aleviten und dem Kultusministerium bzw. der Staatskanzlei. Geplant ist, im nächsten Jahr zu einem Ergebnis zu kommen. Die Verhandlungen sind Teil eines größeren gesellschaftlichen und politischen Prozesses der institutionellen Verankerung der islamischen Religion in Deutschland. Dieser Prozess ist in den letzten Jahren stark vorangekommen, auch in Niedersachsen.

Zwei der wichtigsten Themen dieses Prozesses sind die Themen „Islamischer Religionsunterricht“ und „Islamische Religionspädagogik“. Wie Sie sicher wissen, ist das Fach Islamische Religion in diesem Jahr zu einem ordentlichen Schulfach geworden, nachdem man es zehn Jahre in einem groß angelegten Schulversuch erprobt hatte. Zuletzt waren 43 Grundschulen mit etwa 2.000 Schülerinnen und Schülern beteiligt. Die Gesamtzahl der muslimischen Schüler dürfte in Niedersachsen bei etwa 49.000 liegen. Der Schulversuch begann im Jahr 2002/2003, ohne dass es islamische Lehrbücher oder irgendetwas in der Art gegeben hätte, so dass die Lehrer und Lehrerinnen, deren Fach zuvor meist das Türkische war, sich den Stoff und die Arbeitsmaterialien von Grund auf erarbeiten mussten. Inzwischen hat sich das stark geändert. Im Flur auf dem Büchertisch sehen Sie einige der Religionsbücher, die in den letzten Jahren erschienen sind. Es ist inzwischen eine große Anzahl, so dass die Lehrkräfte auswählen können, mit welcher der durchaus unterschiedlichen Schulbuchreihen sie arbeiten wollen.8

Das Hauptziel des Unterrichts ist, mit der Formulierung des Kernkurrikulums: „die Schülerinnen und Schüler in deutscher Sprache über ihre eigene Religion auskunfts- und dialogfähig zu machen.“9Der Unterricht ergänzt den traditionellen Koranunterricht in der Moschee, in dem die Übersetzung der arabischen Fachbegriffe ins Deutsche und die Reflexion über das Gelernte in der Regel nicht im Zentrum stehen. Geplant ist, den Islam-Unterricht an immer mehr Grundschulen einzuführen und ihn auch an den weiterführenden Schulen zu beginnen. Das Kerncurriculum für die Sekundarstufe I ist in Arbeit.

Schwierig sind die juristischen Fragen. Nach langen Verhandlungen hat man sich am Ende auf eine Beiratslösung verständigt. Im Beirat für den Islamischen Religionsunterricht sind die beiden wichtigsten Verbände in Niedersachsen durch jeweils zwei Personen vertreten. Der Beirat spricht stellvertretend für die noch nicht existierenden islamischen „Religionsgemeinschaften“ gemäß Artikel 7 Grundgesetz. Er erteilt die Lehrerlaubnisse für die islamischen Religionslehrer und -lehrerinnen („Idschaza“). Ein zweiter Beirat, in dem die beiden wichtigsten Verbände ebenfalls vertreten sind, ist der Beirat des im Jahr 2012 gegründeten Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück, an dem die angehenden Lehrer und Lehrerinnen für Islamische Religion in Niedersachsen ausgebildet werden."

Den vollständigen Vortrag finden Sie auf der rechten Seite im Download.

 

Prof. Dr. Wolfgang Reinbold

Beauftragter für Kirche und Islam in der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Haus kirchlicher Dienste

Kontakt: reinbold@kirchliche-dienste.de